Das mache ich heute anders, weil ich Mutter bin

Erinnerst du dich noch daran, als du das unscharfe kleine Ultraschallbild mit einem kleinen pochenden Herzen in den Händen hieltst? Und du dankbar, vielleicht auch ein wenig ängstlich und gleichzeitig voller Vorfreude warst, auf das, was dich erwartet. Mir ging es so. Nie im Leben hätte ich daran gedacht, dass dieser Mensch mein größter Persönlichkeitsbooster wird. In so vielen Situationen und ganz besonders beim Thema Lernen.

Früher hatte ich klare Vorstellungen davon, was Lernen bedeutet. Geprägt von meiner eigenen Schulzeit:

  • Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, darum ist es wichtig, dass mein Kind sich anstrengt und sein Bestes gibt. Zu jeder Zeit.
  • Kinder müssen gefordert und angetrieben werden, damit sie in der Schule erfolgreich sind.
  • Noten sind mega wichtig und sagen aus, ob das Kind den Unterrichtsstoff verstanden hat.
  • Hausaufgaben sind unerlässlich,
  • Als fürsorgliche Mutter setzt man sich mit an den Schreibtisch und macht mit den Kinder zusammen ihre Hausaufgaben.

Doch dann kam meine beiden Söhne und meine Lütte – und zeigten mir, dass Lernen viel mehr ist als das, was in Schulbüchern steht. Dieser Artikel ist Teil der gleichnamigen Blogparade von Sina Kunz. Dort findest du noch viele weitere interessante, bestärkende und emotionale Beiträge zu diesem Thema!

Meine Erkenntnis: Jedes Kind lernt anders

Sicher kennst du die Warum-Fragen von den Kindern:

  • Warum ist der Himmel blau?
  • Warum sind Löcher im Käse?
  • Warum klebt der Duschvorhang am Körper?
  • Warum fallen die Stern nicht vom Himmel?
  • Warum sind manche Blätter rot und andere grün?

Jedes Kind ist neugierig und jedes Kind will lernen. Und das nicht erst, wenn es in die Schule kommt. Laufen lernen, Schleife binden, sprechen lernen, mit Messer und Gabel essen, sich mit seinem besten Freund vertragen, el Kuchenteig kneten - das und noch viel mehr sind Dinge, die dein Kind lernt, auch wenn es nicht in der Schule ist.

Nach meinem Umzug von Hamburg in ein kleines bayrisches Dorf mit 500 Einwohnern in Bayern konnte ich meinen Job in Hamburg nicht mehr ausführen, Remote-Arbeit existierte noch nicht in dem Umfang wie es heute der Fall ist und so habe ich mir eine andere Aufgabe gesucht. Naturwissenschaften haben mich immer interessiert und so habe ich „Kalli, der schlaue Koala, der die Welt entdeckt“ ins Leben gerufen. Und mit ihm naturwissenschaftliche Experimentierkurse für Kinder ins Leben gerufen.

Während dieser Zeit habe ich festgestellt, dass jedes Kind gern lernt – auf seine ganz eigene Weise. Ein Kind ist gleich an die Aufgabe herangepirscht und hat erstmal probiert, das funktioniert. Ein anderes Kind hat die Aufgabenstellung ganz sorgsam gelesen, bevor es sich die Materialien geholt hat. Am Ende hat jedes Kind ein Ergebnis erzielt, nur auf unterschiedliche Art und Weise. Es gab kein richtig und falsch, nur ein funktioniert und funktioniert nicht.

Der Druck der Leistungsgesellschaft

Als meine Kinder in die Schule kamen, kam meine Präung mit Leistungsgesellschaft & Co. hoch. Ich war überzeugt, dass sie gefordert werden mussten, um erfolgreich zu sein. Natürlich mussten sie gute Noten haben. Natürlich habe ich mich neben sie gesetzt, wenn sie Hausaufgaben machten. So hat es meine Mutter bei mir auch gemacht. Natürlich muss ich wissen, wann sie welche Arbeiten schreiben. Das gehört doch dazu oder? Und so habe ich mich verantwortlich gefühlt, dass sie gute Zensuren schreiben. Ansonsten wär eine schlechte Note ja gleich auch eine schlecht Noten für meine eigene Leistung als Mutter.

Und mit diesen Gedanken kam mein großer Sohn mit einer 3+ nach Hause. Er war in der zweiten Klasse, und ich war irritiert. Eine 3+? Wie konnte das nur passieren? Haben 'wir' nicht genug gelernt? Sollte ich jetzt mehr Druck machen? Bevor ich eine Lösung gefunden habe, sind wir ins Auslang gezogen und meine Kinder sind in ein anderes Schulsystem gekommen. Hier gab es dann keine Hausaufgaben. Wie sollte ich dann erkennen, ob mein Kind überhaupt das weiß, was er für sein Alter wissen musste? Wie gut, dass die Lehrer immer in Gespräch waren mit uns Eltern.

Mein Wendepunkt: Mein Sohn und ich

Die größte Veränderung kam, als mein Sohn nach einem weiteren Umzug in der 5. Klasse keine Lust hatte, für eine Geschichtsarbeit, zu lernen. Ich wollte ihn zwingen, motivieren, ihn dazu bringen, sich an den Schreibtisch zu setzen. Doch das funktionierte nicht. Er wollte nicht. Ich hätte jetzt die „Wenn du nicht, dann..." Peitsche herausholen können, doch das wiederstrebte mir. Ich wollte meinen Sohn nicht erpressen und ihn zwingen.

Welche Möglichkeiten hatte ich also noch? Ich habe mich gefragt, warum es mir so wichtig ist, dass er lernt. Warum bin ich wütend, wenn er nicht lernt, wenn er es anders macht als ich es ihm sage. Was hält mich davon ab, ihn allein entscheiden zu lassen? Und ich hab mit dem Gedanken gespielt, wie cool es wäre, wenn er von sich aus lernen würde.

Immer wieder stellte ich fest, dass es meine eigenen Ängste und Sorgen waren, die mich unruhig machten. Nicht sein Verhalten.

Die GerneLerner-Methode: Lernen neu gedacht

Durch diese Erfahrungen entstand meine Gernelerner-Methode. Ich habe erkannt, dass jedes Kind anders lernt und dass es keinen Sinn macht, sie in ein starres System zu pressen. Du kannst auch kein Quadrat in die Öffnung eines Kreises pressen. Und ich habe erkannt, dass es die Ängst und alten Verhaltensmuster von uns Eltern sind, die das Lernverhalten von unseren Kindern beeinflussen.

Lass mich dir kurz meine GerneLerner Methode erklären. Sie basiert auf fünf zentralen Zutaten:

  1. Beziehung zwischen Eltern und Kind stärken: Eine starke und vertrauensvolle Beziehung ist der Schlüssel. Durch eine enge Bindung erkennst du, wie dein Kind am besten lernt. Du förderst seine Stärken und unterstützt es dabei, seinen eigenen Weg zu finden.
  2. Mindset entwickeln: Du schaust zuerst auf dich selbst und suchst die Lösung bei dir. Dabei lernst du, Fehler als Helfer zu sehen. Fehler sind keine Rückschläge, sondern Chancen, weiterzukommen. Diese Haltung lebst du vor und gibst sie an deine Kinder weiter.
  3. Selbstfürsorge praktizieren: Du kümmerst dich um dich selbst. Mit gutem Zeitmanagement und klaren Grenzen erkennst und erfüllst du deine eigenen Bedürfnisse. Wenn du ausgeglichen bist, kannst du auch deine Kinder besser unterstützen.
  4. Motivation fördern: Du bleibst motiviert und bringst die Veränderung in Gang. Gleichzeitig gibst du deinen Kindern die Verantwortung für ihr Lernen zurück. Sie entscheiden selbst, was, wann und wie sie lernen. So stärken sie ihre Eigenverantwortung und Motivation.
  5. Selbstsicherheit aufbauen: Du weißt, wer du bist, und vertraust auf deine Fähigkeiten. Du führst positive Selbstgespräche und stellst dich deinen Selbstzweifeln. Diese innere Klarheit hilft dir, ruhig zu bleiben und deinen Kindern den Raum zu geben, ihre eigenen Wege zu gehen. Gleichzeitig bist du sicher genug, deinen Standpunkt zu vertreten. Oft kommen gut gemeinte Ratschläge von Freunden, den eigenen Eltern und Lehrern, was du machen sollst. Da hilft es, dass du die Impulse aufgreifst und überprüfst, ob sie zu dir, deinem Kind, deiner Familie passen.

Diese Methode hat nicht nur das Lernen meiner Kinder erleichtert, sondern wir hatten keinen Lerndruck und Stress wegen Schule und Lernen.

Mein größter Tipp: Schau auf dich selbst

Wenn dich etwas an deinem Kind stört, schau zuerst auf dich. Ui, ich kann mir vorstellen, dass du jetzt denkst: Wie? Wenn mein Kind nicht lernt und lieber am Computer spielt, was soll das denn mit mir zu tun haben? Frage dich in dem Moment, warum es dich stört. Ist es weil, weil du dich sorgst, dass dein Kind computersüchtig wird? Ist es weil du vielleicht auch einfach gern mal das machen möchtest, wozu du jetzt grad Lust hast und nicht zwischen deinem Job und Kinder und Haushalt gehetzt bist?

Auf jeden Fall machen unsere Kinder uns auf unsere wunden Punkte aufmerksam und halten uns den Spiegel vor. Natürlich unbewusst. Sobald ich bei mir geschaut habe, braucht mein Kind nicht mehr in der Wunde zu bohren. Ich bin überzeugt, dass unsere Kinder unsere besten Coaches sind. Durch sie entwickeln wir uns weiter.

Ich habe meine Kinder gefragt, ob ich härter hätte durchgreifen sollen. Alle waren der Meinung: „Das hätte nichts gebracht. Wenn ich nicht wollte, dann wollte ich nicht.“ Stattdessen habe ich sie auf ihrem Weg begleitet, habe ihnen meine Tipps gegeben und akzeptiert, wenn sie einen anderen Weg gewählt haben.

Ob das immer leicht war? Nee, ganz sicher nicht. Denn ich wusste es ja besser 🙂 Und gleichzeitig lohnt es sich. Es ist toll zu sehen, wie unterschiedlich sie alle drei sind und wie sie ihren Weg gehen. Mittlerweile sind sie alle aus der Schule, studieren oder haben ihren ersten Job.

Das Kind loszulassen bedeutet nicht, das Interesse an dem Kind zu verlieren, sondern sich auf das Abenteuer einzulassen, zu verstehen, wie dein Kind tickt. Oft genug hören wir nämlich zu, um zu antworten, aber nicht um zu verstehen.

Fazit: Meine Veränderung als Mutter

Das, was ich heute anders mache, seit ich Mutter bin, ist einfach: Ich schaue auf mich und werde mir meiner Glaubenssätze und Verhaltensmuster bewusst. Nicht nur beim Thema Lernen. Auch in anderen Bereichen: Das Zimmer ist nicht aufgeräumt? Mein Kind hält sich nicht an Abmachungen? Mein Kind sitzt ständig am Handy? Anstatt ein „So geht das nicht!" meinem Kind entgegenzuwerfen, frag ich mich:

  • Warum stört mich das? 
  • Wie können wir darüber reden, dass mein Kind mich versteht und ich mein Kind?
  • Welchen anderen Blickwinkel gibt es als meinen eigenen?
  • Wie können wir einen Kompromiss finden?
  • Wie kann ich mich anders verhalten?

Somit schaue ich erst auf mich, anstatt meine Kinder oder mich verändern zu wollen.

Ich hinterfrage, tausche mich mit meinen Kindern aus und versuche, ihre Argumente zu verstehen. Damit ist ihre Bereitschaft, meinen Blickwinkel zu verstehen wesentlich größer. Denn wie heißt es so schön: Kinder machen nicht das, was wir sagen, sie machen das, was wir tun.

Meine Kinder brauchen nicht in ein System zu passen, sie dürfen ihre Ecken und Kanten ausleben und zeigen - denn das ist das, was sie ausmacht.

Das Leben ist ein ständiges Lernen – für sie, und auch für mich.

Die gemeinsame Zeit mit den Kindern ist zu kurz, um sie von Schule und Lernen bestimmen zu lassen. Lass uns das Lernen leicht wie Eis essen 🍦 machen.

Über den Autor - also über mich 

Moin, ich bin Trixi. Hast Du Lust auf ein streitfreies Familienleben MIT Schule? Und auf andere Gespräche am Abendbrottisch außer Schule, Noten und Zensuren? Hast Du wieder Lust auf freie Zeit für Dich mit gutem Gewissen?
Dann bist Du bei mir genau richtig. Ich helfe Familien, die von der Schule und dem Lernen gestresst sind, einen neuen Weg einzuschlagen, um so ein streitfreies Familienleben zu haben. Dabei kennt jeder seine eigenen Aufgaben - Du kannst Deine Kinder loslassen, ohne das Gefühl zu haben, sie fallenzulassen und die Kids kennen ihren Weg zum GerneLerner. So wird Lernen leicht wie Eis essen. 🍦

    • Vielen Dank für das tolle Thema von deiner Blogparade! Das passt genau zu meiner Überzeugung, dass unsere Kinder unsere besten Coaches sind und wir uns durch sie weiterentwickeln – wenn wir wollen.

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    Denn die gemeinsame Zeit mit den Kindern ist zu kurz, um sie von Schule und Lernen bestimmen zu lassen

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